Die Anfänge von St. Laurentius sind leider im Dunkel der Geschichte verloren. Vom ausgehenden Hochmittalter bis ins 16. Jahrhundert bot St. Laurentius der Bevölkerung von Wonsees dank der unzerstörbaren Befestigungsanlage Schutz und Sicherheit. Im zweiten Markgrafenkrieg rettete St. Laurentius vielen Einwohnern von Wonsees das Leben.
St. Laurentius – Eine ehemalige Hausburg?
Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Professoren, Heimatforscher und Geschichtsinteressierte die unterschiedlichsten Theorien zu den Anfängen von St. Laurentius aufgestellt. Manche gingen sogar davon aus, dass dort, wo heute St. Laurentius steht, ursprünglich die Hausburg der Edelherren von Wonsees thronte. Die Lage − hoch über dem Ort mit Blick in alle Himmelsrichtungen − würde sich für eine Burg eignen. Aber es gibt auch andere mögliche Lagen der Burg. Reste eines Befestigungswalles und Spuren früher Besiedlung weisen vor allem auf den Weiherstein hin. Bis zum Auffinden zuverlässiger Quellen aus dem Mittelalter oder archäologischer Funde, muss der Anfang der Kirche ein Rätsel bleiben.
St. Laurentius – Eine Wehrkirche
Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass St. Laurentius ursprünglich eine Wehrkirche war, die manche glauben ließ, an ihrer Stelle müsse einst eine Burg gestanden haben. Vieles aber, was heute noch aussieht, als gehöre es zu einer Burg, gehörte stattdessen zu der Befestigungsanlage, die die Kirche einst umgab. Als man die Kirche im 12. Jahrhundert baute, baute man sie nicht nur als Versammlungshaus für den Gottesdienst, sondern auch als Rückzugsort bei Gefahren. St. Laurentius liegt also ganz bewusst sehr erhöht. So mussten Angreifer, die die Kirche einnehmen wollte, zunächst den Hang erklimmen, der die Kirche von zwei Seiten umgab. Auf den anderen beiden Seiten hob man einen sog. Halsgraben aus, eine Art Burggraben. Zusätzlichen Schutz boten die bis zu zwei Meter dicken Mauer, die einst die Kirche eng umschlossen. Reste dieser ursprünglichen Umfriedung sind noch heute noch als Teil der Friedhofsmauer erhalten. Bei Gefahr konnten sich die Wonseeser hinter diese Mauer zurückziehen und waren vor Angreifern geschützt. Man plante sogar für den Fall einer Belagerung. An der Nordostseite der Kirche befinden sich alte Vorratskeller. Lange Zeit hielt man diese Räume für alte Gruften. Tatsächlich waren sie für Vorräte gedacht, um im Fall einer Belagerung versorgt zu sein.
Die Kirche selbst war im Vergleich zur Verteidigungsanlage, die sie umgab, recht gewöhnlich. Ihre Größe dürfte in etwa der heutigen Kirche entsprochen haben. St. Laurentius hatte wohl schon damals hohe Fenster, allerdings – wie in der Gotik üblich – mit Spitzbögen. Der Rest eines solchen Fensters hat die Zeit überdauert. Es liegt versteckt hinter einer Luke hinter dem Altar. Das Maßwerk wurde allerdings aus dem Fenster herausgebrochen. Wie die Sandsteinverzierungen an den Fenstern einst aussahen, lässt sich also nicht mehr sagen. Der Kirchturm war ursprünglich ein Fachwerkbau. Auch die vier Scharwachtürme, die sich heute auf dem Kirchturm befinden, kamen erst 1566 hinzu. Damals war der Turm auch noch ein ganzes Stockwerk niedriger als heute. Erst 1680 hat man das Fachwerk durch Sandstein ersetzt und den Turm auf die heutige Größe aufgestockt.
St. Laurentius – Schutz gegen die Heere der Hussiten und der Stadt Nürnberg
Wie oft die Bevölkerung von Wonsees gezwungen war, sich hinter den dicken Mauern des Kirchhofes zurückzuziehen, ist nicht überliefert. Manche alten Quellen berichten z.B., dass die Hussiten 1428 auch in Wonsees plünderten und brandschatzten. Dies ist durchaus möglich. Viele Ortschaften rund um Kulmbach wurden damals von den Hussiten verwüstest. Sicher ist, dass Markgraf und Kurfürst Friedrich von Brandenburg beim Einfall der Hussiten in Kulmbach 1430 auf die Burg Zwernitz in Sanspareil floh. Bei einer Belagerung der Burg Zwernitz hätte auch Wonsees stark gelitten. Glücklicherweise konnte sich Friedrich damals für 9.000 Gulden einen Waffenstillstand erkaufen. Die Hussiten zog ab.
Sicher bekannt ist nur ein einziger Fall aus dem sog. zweiten Markgrafenkrieg (1552 bis 1554). Ab 1552 versuchte Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach seine Macht auszubauen, indem er benachbarte Hochstifte und Fürstentümer angriff. Am Ende hatte er es mit einer übermächtigen Koalition zu tun. 1553 kamen Truppen der Koalition aus Nürnberg auch durch Wonsees. Die Bevölkerung hatte sich hinter die Mauern des Verteidigungsringes geflüchtet, die von den einfallenden Truppen mit Kanonen beschossen wurden. Der Kirchturm und die Umfriedung erlitten damals schwere Schäden. Da das eigentliche Ziel der Nürnberger Truppen die Burg Zwernitz war, versuchten sie nicht, die Wehrkirche einzunehmen. Die Burg Zwernitz allerdings wurde erstürmt und zerstört.
1566 beseitigte man die letzten Schäden an der Kirche, die der Markgrafenkrieg hinterlassen hatte. Damals brachte man am Kirchturm vier Wachtürme an, um einfallende Truppen zukünftig rechtzeitig entdecken zu können.
Kein Schutz gegen moderne Kanonen – Das Ende der Wehrkirche
Die Kirche wurde später nicht mehr als Rückzugsort genutzt. Modernen Kanonen hätten selbst die dicken Mauern um St. Laurentius nicht mehr standgehalten. So musste die Bevölkerung von Wonsees im Dreißigjährigen ohne Zufluchtsort auskommen. Damals wurde Wonsees mehrfach niedergebrannt und komplett zerstört. Ein einziges Gebäude blieb übrig: St. Laurentius.