Hector von Guttenberg gehörte zu einer Gruppe von Rittern, die in Franken und der Oberpfalz Menschen ausraubten, entführten und töteten. Als der Schwäbisch Bund gegen diese Raubritter vorging, verlor Hector seine Burg und musste fliehen. Jahre später wurde er begnadigt und verbrachte seinen Lebensabend als Amtmann auf der Burg Zwernitz bei Wonsees. Begraben ist er auf dem Friedhof um St. Laurentius. Sein Grabstein erinnert noch heute an ihn.
Die Situation der Ritter am Ende des Mittelalters
Ritter wie Hector von Guttenberg hatten ihre Bedeutung am Ende des Mittelalters komplett verloren. Viele hatten entweder gar keine Herrschaftsgebiete oder nur sehr kleine. Diese bestanden meist nur aus einer Burg und ein paar Häusern. Wenn die Ritter in Geldnot gerieten, nutzen große Fürsten das und verleibten sich deren Herrschaftsgebiete ein. In den großen Fürstentümern aber hatten die Ritter keinerlei Mitspracherecht. Die Fürsten regierten allein. Sie setzten die Ritter höchstens noch als Beamte oder Verwalter ein. Manche Ritter wollten sich damit nicht abfinden. Sie wurden zu Raubrittern. Ihr Lebensunterhalt war das, was sie Kaufleuten und Reisenden abnahmen, oder das Lösegeld, das sie für adelige Geiseln erhielten.
Die Raubritter Hector von Guttenberg und Hans Thomas von Absberg
Hector von Guttenberg war so ein Raubritter. Er gehört zum Adelsgeschlecht derer von Guttenberg, das noch heute existiert. Hector von Guttenberg residierte bis 1523 auf seiner Burg Altenguttenberg in der kleinen Ortschaft Guttenberg. Vermutlich um seine Einkünfte aufzubessern, unterstützte er den Raubritter Hans Thomas von Absberg.
Hans Thomas von Absberg galt als »Schrecken Frankens«. Seit 1511 überfiel er Kaufleute und Reisende. Wenn er sich ein Lösegeld versprach, entführte er die Leute auch. Sein bevorzugtes Ziel waren die Bewohner der Stadt Nürnberg, mit der er verfeindet war. Nach einigen erfolgreichen Entführungen und Erpressungen ordnete der Rat der Stadt Nürnberg an, dass niemand mehr Lösegelder bezahlen soll. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, fing Absberg daraufhin an, seinen Opfern die rechte Hand abzuhacken und nach Nürnberg zu schicken.
Absberg war nur deshalb über viele Jahre erfolgreich, weil er ein Netz von Unterstützern hatte. Viele Ritter boten ihm auf ihren Burgen Unterschlupf oder kümmerten sich um seine Geiseln. Einer seiner Unterstützer war Hector von Guttenberg. Seine schon lange vermutete Verbindung mit Absberg konnte bewiesen werden, als der Nürnberger Ratsherr Bernhard Baumgartner, den Absberg entführt hatte, fliehen konnte. Absberg hatte den Entführten nämlich auf Altenguttenberg gebracht, wo Hector ihn einsperrte.
Strafaktion des Schwäbischen Bundes
1523 beschloss der Schwäbische Bund, ein Zusammenschluss fränkischer und schwäbischer Städte und Fürstentümer, gegen Absberg und seine Helfer vorzugehen. Sie stellten ein großes Heer von mehreren tausend Soldaten auf und zogen gegen Absberg und seine Unterstützer in den Krieg.
Am 15. Juli sammelt sich das Heer des Bundes. Ihr Weg nach Guttenberg führte sie auch an Wonsees vorbei. Im Nachbarort Krögelstein eroberten die Truppen die Burg derer von Giech. Um sicherzugehen, dass sie nicht wiederaufgebaut werden konnte, sprengte man sie nach der Eroberung mit vier Tonnen Schwarzpulver. Bald darauf traf es die Burg Altenguttenberg, auf der Hector residierte. Altenguttenberg wurde ebenso in die Luft gesprengt. Hector selber aber konnte fliehen.
Insgesamt 23 Burgen eroberten und zerstörten die Truppen im Juni und Juli 1523. Der Erfolg der Streitmacht wurde schon damals unterschiedlich bewertet. Das Heer wurde damals von Hans Wandereisen als Kriegsberichterstatter begleitet. Er fertigte eindrucksvolle Holzschnitte an, die die Erfolge des Heeres darstellen. Andere Quellen aus der Zeit, sagen, dass Heer hat nichts bewirkt, als »dass dadurch die Vögel ausgescheucht wurden«, denn viele der betroffenen Ritter konnten bald nach Abzug der Truppen wieder zurückkehren und ihre Herrschaftsgebiete behalten.
Hector von Guttenberg aber konnte nicht zurückkehren. Von jetzt an unterstützte er Absberg nicht einfach nur, sondern schloss sich ihm an. Gemeinsam führten sie die Überfälle mehrere Jahre lang mehr oder weniger ungehindert fort.
Das Ende der Raubritter
Erst 1529 versuchte der Schwäbische Bund ein weiteres Mal, Hector von Guttenberg zu fassen. Er musste seine Überfälle aufgeben und versteckte sich irgendwo am Rhein. Seiner Familie aber, die in Guttenberg zurückgeblieben war, nahm der Schwäbische Bund sämtliches Eigentum ab. Da Hector nun keine Einnahmequelle mehr hatte und seine Familie keinerlei Mittel, litten beide große Not. Seine Familie tat darum alles, um sich mit dem Schwäbischen Bund zu versöhnen. 1531 erhielt Hector von Guttenberg die Erlaubnis des Schwäbischen Bundes, zurückzukehren, wenn Hector dafür eine Verschreibung und eine Urfehde ausstellt. Dabei handelt es sich um ein öffentliches Bekenntnis seiner Schuld und um das Versprechen, seine Taten weder fortzusetzen, noch sich für die Strafaktion des Schwäbischen Bundes zu rächen.
Hans Thomas von Absbergs Untaten fanden im selben Jahr ihr Ende: Aus einem unbekannten Grund hat einer der Partner Absbergs ihn ermordet. 1531 traf sich Absberg mit einem alten Bekannten, dem er oft Diebesgut verkaufte. Der machte Absberg betrunken und erschoss ihn.
Ein ruhiger Lebensabend – unverdient?
Zeitgenossen und spätere Geschichtsschreiber kritisierten den Beschluss des Schwäbischen Bundes, Hector gegen Urfehde und Verschreibung freizusprechen. Zum Zeitpunkt der Urfehde hatte Hector von Guttenberg nämlich noch mindestens sechs Knechte in seinen Diensten. Bei seinen Überfällen befehligte er oft 14 Männer. Viele hielten darum die finanzielle und materielle Not, die seine Familie vor dem Bund als Grund anführte, für vorgeschoben. Auch der Text der Urfehde selbst wurde als heuchlerisch kritisiert: Hector von Guttenberg stiftete nämlich Geld, damit Priester jährlich Messen für seine Opfer lesen.
Außerdem spendete er Geld für die Armen. Insgesamt gab er so 830 Gulden aus – ein Vermögen zur damaligen Zeit.
Die Entscheidung, Hector zu begnadigen, dürfte aber nur wenig mit Gerechtigkeit zu tun haben. Wahrscheinlich waren dem Schwäbischen Bund Ruhe und Sicherheit wichtiger. Die Überfälle Hectors sollten aufhören. Da militärische Gewalt dies schon zweimal nicht erreicht hatte, wählte man nun diesen Weg.
1537 trat Hector von Guttenberg in den Dienst des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach. Er war nun selbst einer der Ritter geworden, die als Beamte für einen Fürsten arbeiteten. Der Markgraf setzte ihn als Amtmann auf der Burg Zwernitz bei Wonsees ein. So regierte er von der Burg aus ein kleines Gebiet, zu dem auch Wonsees gehörte. Hier hatte der ehemalige Raubritter nun für die Einhaltung des Rechts zu sorgen. Selbständig durfte er allerdings nur wenige Entscheidungen treffen. Er hatte jetzt den Willen des Markgrafen umzusetzen und ihn bei allen wichtigen Angelegenheiten zu kontaktieren.
1542 starb Hector von Guttenberg schließlich. Er wurde auf dem Friedhof um St. Laurentius bestattet. Heute steht sein Grabstein in der Sakristei von St. Laurentius und kann bei Führungen besichtigt werden.